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Beim Öffnen des Kartons und nach der Montage des Tragegurts sowie der ersten mechanischen Kontrolle hat man sofort den Eindruck, dass hier ein Hersteller mit einem sehr wertigen Produkt antritt. Doch hält das DDoptics SHG 10×42 des Chemnitzer Optikherstellers, was der erste äußere Eindruck verspricht? VÖGEL hat das Glas ausführlich getestet.
Beim ersten Blick durch das Testglas beeindruckt der starke Kontrast.Das helle Bild zeigt lebhafte und tendenziell warme Farben, aber keine Farbsäume! Diese Ausrichtung ähnelt jener, die wir von der Leica-Trinovid-Baureihe her kennen. Leica scheint in mehrfacher Hinsicht Vorbildcharakter zu haben, was besonders das geringe Gewicht und die kompakten Abmessungen betrifft. Das Testfernglas bleibt knapp unter der 700-Gramm-Marke und ist nur gut 15 Zentimeter lang. Das sind in der Klasse der Ferngläser mit 42 Millimetern Objektivdurchmesser beachtliche Werte. Das Kriterium eines großen Sehfeldes wird mit 115,5 Metern trotzdem erfüllt. Trotzdem, weil weite Sehfelder ausrei-chend dimensionierte Prismen erfordern und die sind schwer. Zudem gefällt die verzeichnungsarme Abbildung. Das Bild ist scharf fast ganz bis zum Rand. Die Transmissionsrate bei Tag liegt bei guten 93 Prozent. Dank der großen Austritts-pupille von 4,2 Millimetern und einer Transmission von 90 bis 91 Prozent bei Nacht sind auch noch Beobachtungen in der Dämmerung möglich.
Vogelfreunde sind in aller Regel Natur-freunde und beobachten zwischendurch auch gerne einmal, welche Wunder die Natur im Nahbereich bereithält. Das SHG – die Herstellerabkürzung steht für „Super High Grade“ – kommt diesem Bedürfnis erfreulich entgegen und lässt Beobachtungen noch bis zu einer Entfer-nung von zwei Metern zu.
Sehr gut hat uns gefallen, mit wel-cher Sorgfalt es dem Hersteller gelingt, Falschlicht zu vermeiden. Bei tiefen Sonnenständen und Gegenlicht kommt es oft zum Offenbarungseid für viele Fern-gläser. Dann können Lichtschleier und Reflexe die Beobachtung erheblich stören. Nicht so beim DDoptics: Hier zeigt es mit einer tadellosen Leistung erneut echtes Oberklassenpotenzial.
WIE DIE GROSSEN
Das DDoptics Modell wird in Japan her-gestellt und wirbt mit Eigenschaften, welche es noch vor wenigen Jahren lediglich bei Zeiss, Swarovski und Leica gab: ein Leichtbaugehäuse aus einer Magnesium-legierung, eine echte Innenfokussierung und Stickstoffbefüllung, wasserabwei-sende Linsenbeschichtungen, besonders vergütete Spiegelflächen der Prismen für eine hohe und gleichmäßige Licht-transmission. Möglich macht dies ein neu entwickeltes FLK-Glasmaterial aus Japan, die Verspiegelung der Prismen mit einem Dielektrikum sowie eine ebenfalls neu entwickelte Vergütung. Field-Flattener-Okulare reduzieren die Verzeichnung der SHG-Ferngläser.
Der Dioptrienausgleich, mit dessen
Hilfe unterschiedliche Sehstärken der
Augen ausgeglichen werden können, erfolgt durch Herausziehen einer Kunst-stoffplatte, welche Teil der Fokussierwal-ze ist. Die Platte lässt sich stufenlos in die benötigte Position drehen.
Apropos Fokussierung: Von Anschlag zu Anschlag benötigt die angenehm grif-fige Fokussierwalze zwei Umdrehungen. Die Betätigungsrichtung beim Fokussie-ren von Nah nach Unendlich erfolgt dabei entgegen dem Uhrzeiger. Das ist für die meisten europäischen Benutzer zunächst recht ungewohnt. Im praktischen Einsatz stellt dies aber keinProblem dar, denn bereits nach kurzer hat man sich intuitiv darauf eingestellt. HANDHABUNG UND ERGONOMIE
Die ebenfalls neu entwickelte Gummiar-mierung der DDoptic-SHG-Fernglasserie fühlt sich angenehm an und bietet auch bei Regen oder hoher Luftfeuchtigkeit selbst nassen oder verschwitzten Händen einen sehr guten Halt, sodass man das Fernglas stets fest in den Händen hält.
In der Handhabung war unser das uns zur Verfügung gestellte Testfernglas weitgehend unauffällig. Und das ist ein gutes Zeichen: Benutzen, ohne über das Beobachtungswerkzeug nachzudenken,das ist funktionierende Ergonomie und genau das ermöglichte unser Testfernglas ohne Fehl und Tadel.
Die Drehaugenmuscheln verfügen über zwei Raststufen und lassen sich sehr weit eindrehen. Auf diese Weise können auch die meisten Brillenträger in den Genuss eines uneingeschränkten Weitwinkelerlebnisses kommen.
Die Drehaugenmuscheln lassen sich
abschrauben, sodass man die Optik leichter reinigen kann. Beim Wieder-einsetzen der Augenmuscheln hatten wir allerdings ein wenig Probleme, die volle Funktionalität mit den Raststufen wieder herzustellen. Nach etwas Herum-probieren funktionierte aber alles wieder einwandfrei.
ZUBEHÖR
Die Optik kommt aus Japan, der Tragerie-men von der deutschen Firma Niggeloh. Dieser Riemen ermöglicht einen über-durchschnittlich hohen Tragekomfort. Auch das weitere Zubehör – bestehend aus Schutzdeckeln für Objektive und Okulare sowie einer kompakten, gepolsterten Tragetasche – ist qualitativ hochwertig.
In einem kleinen, aber unserer Meinung nach nicht ganz unbedeutendem Detail bietet das DDop-tics SHG sogar etwas, was es bei den pro-minenten Herstellern aus Europa nicht mehr gibt: Unter einer Abdeckung auf der Vorderseite des Mittelgelenks verbirgt sich ein Gewinde zum Anschluss auf ein Fotostativ mithilfe eines standardmä-ßigen L-Stativadapters für Dachkant-prismenferngläser. Solche Adapter gibt es teilweise bereits für unter zehn Euro. Eine Anschaffung lohnt sich, denn erst vollkommen wackelfrei auf dem Stativ montiert kann man die volle optische Leistung aus so einem Fernglas herausholen.
FAZIT
Man merkt dem DDoptics-Fernglas an, dass sich hier der Chemnitzer Optikhersteller richtig angestrengt hat, um mit den großen Namen aus der Fernglasoberklasse mitzuhalten. Es wurde offensichtlich ein umfangreiches Pflichtenheft abgearbeitet. Das Fernglas weist viele Eigenschaf-ten auf, welche noch vor einigen Jahren ausschließlich im Highend-Bereich zur Verfügung standen. Neben dem SHG-10×42-Modell bietet DDoptics auch ein achtfach vergrößerndes Fernglas mit 42 Millimetern Objektivdurchmesser an.
Das DDopticsSHG 10×42 konnte das gesamte Testteam überzeugen. Das kompakte Fernglas bietet mit einem empfohlenen Verkaufspreis von 1.249 Euro fraglos ein sehr gutes Preis-Leis-tungs-Verhältnis.